Für heute hatten wir uns etwas Spezielles ausgedacht: Die Fahrt ins “Deception Valley”. Aus der Luft sieht die Kalahari flach und unwirtlich aus. Wenn man aus dem Flugzeug steigt und von der Wärme überrollt wird, dann wird dieses Vorurteil sogar noch bestätigt. Was soll hier überhaupt gedeihen? Bei diesen Temperaturen und mit fast keinem Regen? Das macht doch keinen Sinn! Aber der erste Eindruck täuscht.
Wenn man sich Zeit lässt, dann entdeckt man immer mehr Lebewesen, die diese Bedingungen akzeptiert und sich darauf eingestellt haben. Die grossen Pans, die auf den ersten Blick total leer und ohne Leben erscheinen, verwandeln sich im Fernglass zu einem Zoo. Hier ein “Kori Bustard” und da ein “Secretary Bird”, die stolz umher spazieren, Schakale, die sich gegenseitig jagen und unzählige Vögel, die irgendwo umherschwirren.
Da kann man also schon von einer “Deception”, also Täuschung, reden.
Der Tag fing so spektakulär an, wie der alte aufgehört hatte. Die letzten Sterne funkelten noch am Himmel, als sich im Osten die Sonne auf den Tag vorbereitete und wir uns auf unsere Ausfahrt.
Da vor einem Tag Vollmond war, musste das irgendwie festgehalten werden.
In der Nacht hatten wir bereits das Brüllen der Löwen aus der Ferne gehört. Jetzt lagen sie auf der Strasse vor uns. Der Löwe sah total uninteressiert aus. Es bestand also keine Gefahr fürs Fahrzeug!
Eigentlich war es nicht nur ein Löwe, sondern gleich deren drei, die langsam an uns vorbei trotteten.
Doch plötzlich änderte sich die Situation, als sich das eine Fahrzeug von uns dem Löwen direkt in den Weg stellte. Das sah ziemlich eng aus, denn der Löwe steuerte direkt auf das Fahrzeug zu. Vermutlich überlegte er sich zu diesem Zeitpunkt seine Fress-Präferenzen : blau, hell-blau oder doch lieber grün …?
Doch alles halb so wild. Denn Fahrzeuge interessieren die Tiere überhaupt nicht.
Der Löwe war einzig darüber genervt, dass sich seine Kumpels so viel Zeit liessen.
Vollbremsung eines Gnus.
Entlang des Weges trafen wir auf unzählige “Northern Black Korhaans”. Wenn sie überrascht werden, machen sie einen Lärm, der seinesgleichen sucht. Und wenn sie in der Luft sind, geht es mit der zweiten Strophe bei gleicher Lautstärke weiter. Der Flug sieht wie der eines Helikopters aus, und die Landung gleicht einem kontrollierten Absturz.
Das Deception Valley lag von unserer Lodge aus Richtung Osten, wir waren nun schon über eine Stunde oder 25km Richtung Westen unterwegs? Was war hier los? Wenn das nicht ein intergalaktischer Kalahari-Bypass mit einem anschliessenden Wurmloch ist, dann läuft hier etwas falsch …
Zur Lockerung wird an dieser Stelle ein Roller eingefügt. Aber nicht zu stark lockern und immer festhalten, denn das nächste Schlagloch kommt bestimmt.
Als wir den Fahrer dann nach seinen Absichten fragten, wurde klar, dass wir nicht direkt zum “Deception Valley” fuhren, sondern eine Tagestour machten, die auch dort vorbeikommen würde. Na gut, dann genossen wir doch lieber die schöne Landschaft, anstatt uns um die Navigation Sorgen zu machen.
Mittagessen unterwegs, Kilometer 118.
Nach einer rasanten Kurve stand dieser grosse Elefant plötzlich vor dem anderen Wagen. Er war nicht gerade begeistert über die plötzliche Ruhestörung.
Jetzt sind wir dran. Einigen wir uns auf unentschieden?
Und weiter geht es, Kilometer 148.
Während des Mittagspause hatten unsere Fahrer bereits einen Reifen gewechselt. Und wenig später macht es wieder “pfffff….”, am gleichen Fahrzeug.
Reifenwechseln in der “Deception Pan”. Jetzt waren die zwei Ersatzräder, die wir dabei hatten, aufgebraucht. Beim nächsten Platten wäre Improvisation angesagt. Die war aber nicht nötig, denn die Luft blieb drin bis zur Lodge.
In der Zwischenzeit wussten wir auch das Dach des Autos zu schätzen. Einerseits hielt es die Sonne von uns fern und garantierte angenehme Temperaturen auf dem Fahrzeug, aber andererseits stellte es auch sicher, dass wir nicht aus dem Auto katapultiert wurden, wenn unser Fahrer aus was für einen Grund auch immer ein besonders tiefes Loch in der Strasse übersehen hatte.
Um die Rückfahrt um 2-3 Stunden zu verkürzen wir irgendwann auf eine Abkürzung ein. Es galt immer wieder, den Büschen auszuweichen, denn sie ragten bis weit in den Weg hinein.
Nach über 12 Stunden Fahrt und 214 Kilometer waren wir wieder zurück in der Lodge. Der Schrittzähler zeigte um 10000 an, obwohl wir kaum einen Schritt gemacht hatten. Die Fahrt ins Deception Valley war trotzdem ein tolles Erlebnis, obwohl ich eingestehen muss, dass sich die Rückfahrt von dort zur Lodge ziemlich in die Länge zog und nicht wie im Fluge verging…
Ab jetzt war nur noch Relaxen angesagt, sei es auf der Aussichtsplattform oder mit einem Sundowner, oder beides kombiniert.
Zum Sonnenuntergang trug die Belegschaft ausserdem ein paar Lieder vor.
Die Nacht verbrachte ich wieder im Roof-Top Bett, dass ein einmaliges Outdoor-Feeling erlaubt, ohne Gefahr, von den Löwen oder Hyänen angeknabbert zu werden.