Ziel der Wanderung war es, an einem verlängerten Wochenende, sprich drei Tagen, den Schweizer Nationalpark zu erkunden. Auch wollten wir uns an einem der Tage einen Führer des Nationalparks leisten, um noch bessere Informationen und Erklärungen zu erhalten. Schlussendlich fiel die Wahl auf eine Rundstrecke. Das Auto wurde in “Il Fuorn” parkiert. Am ersten Tag ging es von dort nach Lavin, wo wir in einem Hotel übernachteten. Danach kam die “Königsetappe” über die Macun-Seenplatte nach Zernez und weiter zur Cluozza Hütte im Nationalpark. Am letzten Tag war geplant, von dort zurück zum Auto zu wandern.
Hier ist die Zusammenfassung der einzelnen Etappen, die Wanderzeit ist unsere effektive Zeit, mit allen Stopps zum Essen und Fötele.
Strecke | Distanz | Aufwärts | Abwärts | Wanderzeit | |
Tag 1 | Il Fuorn – S-Charl | 13.1 km | 921 m | 1142 m | 9:30 h |
Tag 2 | Lavin – Cluozza Hütte | 28.2 km | 2535 m | 2070 m | 11:30 h |
Tag 3 | Cluozaa Hütte – Il Fuorn | 16.4 km | 1300 m | 1303 m | 7:00 h |
Los ging es also in “il Fuorn” um 07:30, nachdem wir unseren Führer in Zernez abgeholt hatten. Eigentlich war es schon um 04:00 los gegangen, denn um diese Zeit waren wir mit dem Auto in Zürich abgefahren. Da der Vereina Autoverlad um diese Zeit nur einen stündlichen Fahrplan hat, entschlossen wir uns, statt auf den nächsten Zug zu warten, gleich über den Flüela Pass zu fahren, um danach in Zernez noch einen Kaffee trinken zu können. Das Wetter war super, die Temperatur um die 5 Grad.
Bald schon wurden unsere Bewegungen genauestens beobachtet und mit Pfeifgeräuschen auch kommentiert:
Nachdem wir deutlich an Höhe gewonnen hatten, konnten wir auch die ersten Gämse beobachten. Diese schienen die Wiesen links liegen zu lassen und bevorzugten offenbar Steinfelder zur Futtersuche.
Eine andere Gruppe war auf einer kleinen Wanderung.
Wir konnten auch beobachten, wie die Gämse sich geschickt im Fels bewegen.
In der Zwischenzeit hatten uns mehrere Wandergruppen überholt, da wir durch das viele Beobachten und Fotografieren nicht sonderlich schnell waren. Das führte dazu, dass die zahlreichen Gämse, die sich noch weiter oben befanden, nach links verscheucht wurden und uns dadurch gerade vor die Linse liefen.
Eine Mutter mit Nachwuchs.
Der Pass war nicht mehr weit und eine Pause muss auch einmal sein!
Wir nutzten die Pause auf dem “dal Botsch Pass” für weitere Beobachtungen. Blick zurück ins “Val dal Spöl” oder so ähnlich.
Unser Führer hatte auch ein 20-60x Fernrohr dabei. Damit konnte man entfernte Objekte sehr nahe holen.
So zum Beispiel diesen Steinbock, der die Situation vorsichtig aus der Ferne beobachtet.
Farbspiel von Flechten, die angeblich ein Zeichen für gute Luft sind.
Obwohl wir uns sehr bemühten, einen Steinadler oder Bartgeier hatten wir bis jetzt noch nicht beobachten können. Deshalb mussten eben zwei Bergdolen herhalten, eine davon zumindest in akrobatischem Rückenflug.
Beim Abstieg vom Pass dann plötzlich Panik! EIN ADLER!!! AAAAH!! Wo ist das Fernrohr? Schneeeeeelllll!
Leider war es nur ein Fehlalarm! Unter Zuhilfenahme aller technischer Mittel konnte der Adler eindeutig als “Stein…-Adler” identifiziert werden. Ähh? War das nicht genau das, was wir eigentlich suchten …? 😉
Wir konnten auch verschiedene bizarre Steinformationen sehen, die durch unterschiedlich harte Gesteinsschichten entstanden waren.
Und noch ein andere Blickwinkel.
In der Zwischenzeit waren wir im “Val Minger” angekommen. Dieser Platz ist bekannt für gute Möglichkeiten für Hirschbeobachtungen.
Da die Hirsche aber offenbar gerade in der Mittagspause waren, nutzte ich die Gelegenheit für ein paar Landschaftsfotos.
Erst gegen 15:00 schienen die Hirsche aufzuwachen und sich gegenseitig mit “Röhren” anzumachen. Die Distanz zu den Hirschen war recht weit, schätzungsweise gegen 800 Meter, die Fotos entsprechend klein. Akustisch ging aber die Post ab. Von verschiedenen Positionen röhrten die Hirsche und versuchten sich gegenseitig zu überbieten und so bei den Ladies den besten Eindruck zu hinterlassen.
Eine Vergrösserung vom obigen Bild:
Als eine der letzten machten wir uns vom Beobachtungsplatz/Rastplatz auf ins Tal, wo wir zuerst mit dem Bus nach Scoul und von dort mit der Rhätischen Bahn nach Lavin fuhren. User Hotel war sehr schön, das Essen vorzüglich und der Wein ebenfalls! Prost!
Für den nächsten Tag rechneten wir mit einer Marschzeit gegen 12 Stunden, also machten wir uns am nächsten Morgen Punkt 06:00 auf den Weg. Zwar war es um diese Zeit noch ganz dunkel, bei einer Langzeitbelichtung erhellte der relativ volle Mond die Landschaft, sodass es fast wie bei Tag aussieht.
In der Nacht war die Temperatur unter den Gefrierpunkt gefallen. Doch die vielen Höhenmeter brachten uns genug Wärme zurück. Nach rund 2:30h Aufstieg hatten wir die Macun Seen erreicht. Sie gehören auch zum Nationalpark, sind mit diesem aber nicht direkt verbunden, quasi eine Enklave.
Am gegenüberliegenden Berg konnten wir mehrere Gruppen von Gämsen ausmachen, die abermals recht weit entfernt waren. Aber man hatte ja das schwere Gerät dabei, sodass das kein zu grosses Problem war. Ausser dass der Rucksack mit seinen 23kg Gewicht manchmal etwas im Rücken zwickte …
Sie kletterten sicher in den Felsen umher.
Eine ganze Murmeltier-Grossfamilie war bereits am Sonne tanken. Hier zwei stellvertretend für alle anderen.
Ein Panorama Foto von und mit den Wanderern.
Nächstes Thema: Spiegelungen. Im Grossen
wie im Kleinen.
Auf dem Weg zum Pass und dem höchsten Punkt (2950m) unserer Wanderung kam uns zwei Gämse ziemlich nahe. Man sieht hier schön die stark gebogenen Hörner. Es handelt sich also um ein Männchen. Bei einem Weibchen sind die Hörner nur schwach gewölbt.
Sein Kumpel wurde durch einen Warnschrei gewarnt und kehrte wieder um.
Auf dem Gipfel mit dem Steinmanneli. Man sieht, dass es hier kürzlich schon einmal geschneit hatte. Der Weg war aber unproblematisch, einmal abgesehen von den wenigen glitschigen Passagen.
Blick zurück auf die Macun-Seen.
In der Ferne thronte das Bernina-Massiv.
Piz Bernina
Der Abstieg nach Zernez fühlte sich ewig an. Er war im Mittelteil, der durch einen Wald von Lawinenverbauungen ging, auch nicht sonderlich attraktiv. Vielleicht war es aber auch, weil wir tapfer waren und NICHT den Alpentaxi auf halbem Weg bestellten. Nachdem wir in Zernez unsere Trinkflaschen wieder aufgefüllt hatten, ging es weiter Richtung Cluozza Hütte.
Der Weg dorthin war ziemlich steil, und lang und der Rucksack immer schwerer. Alles subjektive Eindrücke! Denn die Landschaft um uns war sehr eindrücklich. Dadurch, dass nichts im Nationalpark gemacht wird, sieht die Landschaft sehr wild aus, mit umgefallenen Bäumen, im Flussbett liegt viel Treibholz und man kann die Gewalt des Wassers aufgrund der Steine und Furchen richtig erahnen.
Noch ein letzter Blick zurück und dann waren wir bei der Cluozza Hütte angekommen und hatten damit den zweiten Tag geschafft. Die Hütte liegt inmitten des Nationalparks. Dadurch, dass nur einmal im Monat ein Versorgungflug mit dem Helikopter gemacht werden darf, gibt es in dieser Hütte meist keine frischen Lebensmittel (Gemüse, Brot) zu essen. Das Nachtessen war aber trotzdem sehr gut! Die Zeiten von grossen Schlafsälen in Hütten werden auch immer seltener, wir hatten ein Zweibettzimmer.
Eigentlich wollten wir es am nächsten Morgen locker angehen und etwas “ausschlafen”. Da diese Hütte aber den Preis für die hellhörigste Hütte weltweit bekommen hatte, war man wach, sobald irgendwo im Haus jemand auch nur schon ans Aufstehen dachte. So machten wir uns gar nicht sonderlich spät auf die letzte Etappe. Der Himmel war wieder stahlblau.
Hier die Aussicht von der Hütte. Im Wald auf der anderen Seite starteten die Hirsche schon frühe mit ihrem Röhrkonzert. Leider konnte man aber keinen einzigen ausmachen, da der Wald zu dicht war. Auch sehen kann man in der Verlängerung des gegenüberliegenden Tals den “Piz Quattervals”, der schon deutlich in neuem Schnee liegt. Es gab einige Gruppen die sich trotzdem dorthin aufgemacht hatten.
Unserer Wanderung ging gleich hinter der Hütte wieder empor. War es hier besonders steil? Irgendwie fühlte es sich so an. Es könnte aber auch sein, dass die feinen Hüttenkaffis vom Vorabend noch eine gewisse Auswirkung auf die allgemeine Fitness hatten. Knapp über der Waldgrenze konnten wir auch schon wieder die ersten Tiere beobachten. In einiger Entfernung stand ein Hirsch.
Viel näher war eine Gämse. Hier ausnahmsweise einmal nicht beim Fressen.
Blick zurück vom Murter Pass auf dem “Piz Quattervals”. Das wäre bestimmt auch einmal eine schöne Wanderung.
Detailaufnahme der Jahresringe vom Berg gegenüber. Also dieser ist eins, zwei, drei, vier … Millionen Jahre alt.
Auf der anderen Seite des Passes konnte man auf die Offenpass-Strasse blicken. Selbst aus dieser Distanz konnte man einige Fahrzeuge hören. Das ist eigentlich schade inmitten dieser wunderschönen Landschaft.
Bevor wir weitermarschierten, gab es nochmals ein paar Gämse zum Abgewöhnen.
Was ist denn das für ein grüner Himmel im folgenden Bild? Irrtum, es ist gar kein Himmel sondern das Wasser im Stausee! Alles klar?
Nach drei Tagen unterwegs und 28 Stunden Wanderung waren wir hier wieder zurück an unserem Ausgangspunkt. Wir hatten die Zeit erstaunlich unbeschadet überstanden. Als “Pièce de résistance” entpuppte sich nicht der zweite Tag mit den knackigen Höhenmeter sondern ein Teilstück am dritten, das auf der Landkarte total flach aussah, in Wirklichkeit aber ein ständiges auf und ab war, mit zum Teil sehr steilen Steigungen. Der Wanderung durch den Nationalpark hat mir sehr gut gefallen. Das “Val Trupschun” mit der höchsten Wilddichte Europas und der “Piz Quattervals” sind zwei neue Punkte auf meiner ToDo-Liste.
Zum Abschluss gab es dann auf der Heimfahrt auf dem Flüela-Hospiz noch ein sehr feines Rehpfeffer mit Rotkraut und Knöpfli, natürlich aus hiesiger Jagd. Von dem vielen Beobachten hatte man nämlich ganz schön Hunger bekommen!