Heute waren wir den zweiten Tag im Delta. Deshalb gibt es heute einen Blick hinter die Kulissen, nicht etwa, weil sonst nichts los war, sondern weil das doch auch ein interessanter Aspekt ist. Im Delta sind wir in einem “Mobil Tented Camp” unterwegs, das heisst, wir schlafen in Zelten, die nach 2 Übernachtungen abgebrochen werden und an einem neuen Ort wieder errichtet werden.
Zuerst gab es heute einen morgendlichen Gamedrive. Um 06:00 kam jemand der Mannschaft vorbei, um uns zu wecken und brachte auch gleich noch warmes Wasser mit. Um 06:30 gab es dann das Morgenessen und um 07:00 ging es los. Wir hatten alle die Nacht den Umständen entsprechend “gut” über standen. 🙂 Das tönt viel wilder als es in Wahrheit ist. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass die erste Nacht in freier Natur meist doch etwas unruhig verläuft. Man ist gespannt, was für Stimmen man alles hören kann. In unserem Fall diente das “Klingeln” von irgendwelchen Fröschen als Untergrundgeräusch. Richtig gelesen: “das Klingeln”. Hier im Delta gibt es Frösche, die wie ein Glockenspiel tönen. In regelmäßigen Abständen wird zudem ein Hypo-Grunzen eingestreut. Manchmal kann man auch das Röhren von Löwen hören. Wenn man Glück hat, dann raschelt es auch irgendwie ums Zelt herum. Das ist aber alles kein Problem, denn ins Zelt kommt kein Vieh herein. Und mit jeder Erzählung kommt das Rascheln näher …
Wir brachen also mit dem Sonnenaufgang zum morgendlichen Gamedrive auf.
Hier sei nur ein kleine Auswahl der Tiere, die wir dabei gesehen haben.
Ein “Weissbrauen-Spornkuckuck”. Wer denkt sich eigentlich diese Namen aus … ?!?
Wegen all der Raubtiere geht die Hauptfutterquelle derer oft vergessen, wir würdigen hier ein Impala Männchen.
Und damit wären wir auch schon bei den Raubtieren. Wobei man in diesem Fall mehr von Raub als von Tier sprechen muss, denn dieser uralte Löwe wäre nie in der Lage gewesen, einen solchen Büffel selbst zu reißen, ausser der Büffel wäre tot umgefallen. Was sich hier genau zugetragen hat, bleibt leider ein Rätsel. In Hintergrund haben sich bereits die Geier in Position gebracht und warten geduldig, bis sie an der Reihe sind.
Ein ebenfalls häufiges Futter der Löwen sind die Gnus, auf Englisch “Wildebeest” genannt.
Das folgende Bild zeigt eine weitere Futterquelle der Löwen, wobei das junge Zebra wohl eher als Snack oder Starter herhalten muss als ein vollwertige Mahlzeit.
Nach dem Leoparden und Wildhunde-Erlebnis von gestern Abend wollten wir heute morgen an den Ort des Geschehens zurückkehren, um zu sehen, ob noch etwas vom Impala übrig war. Als wir dort angekommen waren, fehlte vom Impala aber jede Spur. Unser Guide, Gee, folgerte daher, dass der Leopard die Beute irgendwo hingeschleppt hatte. Normalerweise bringend Leoparden ihre Beute in Sicherheit, in dem sie sie auf Bäume ziehen. Nur gab es in diesem Fall im Umkreis von einigen hundert Metern keinen geeigneten, Leoparden-zertifizierten Beute-Baum. Also musste die Leopardin ihre Beute irgendwo sonst versteckt haben. Die einzige Möglichkeit waren größere Büsche, die hier in reicher Anzahl vorhanden waren. Unser Guide fing also an, mit dem Auto um die Büsche in der näheren Umgebung herumzufahren. Ausserdem beobachtete er die Impalas. Diese waren alle in höchster Alarmbereitschaft, zeigten aber keine spezifische Richtung für eine Gefahrenquelle. Aufgrund der querlaufenden Windrichtung folgerte unser Guide, dass die Impalas die Leopardin zwar riechen konnten, aber wegen der Windrichtung nicht lokalisieren konnten. Sie müsste also in unmittelbarer Nähe sein, meine Gee. Tönt nach netter Story, aber wie viel ist da wirklich dran, dachte wohl mancher von uns? Wir wollten schon aufgeben, da entdeckte Gee die Leopardin keine 5 Meter entfernt von unserem Fahrzeug im hohen Grass. Sie hatte uns die ganze Zeit beobachtet.
Wenig später ging sie in den nächsten Busch. Dort hatte sie offenbar den Impala, bzw was noch davon übrig war, versteckt. Wir hörten die Knochen knacken während die Leopardin sich weiter mit ihrer Beute beschäftigte. Es war sehr eindrücklich zu sehen, wie Gee die verschiedensten Hinweise der Tiere zusammensetzt und deuten kann. Es macht richtig Spass, ihm zuzuhören.
Nach soviel Aufregung braucht es auch einmal eine Kaffeepause, die wir dann auch bekommen haben. Der Platz war natürlich klug gewählt. Es hatte kein hohes Grass, wo eine Leopard liegen könnte uns so konnte gefahrlos aus dem Fahrzeug ausgestiegen werden.
Nachdem wir wieder ins Camp zurückgekehrt waren, konnten wir uns ausgiebig bis zum Nachmittags Game-Drive erholen. Ich nehme einmal an, Georg hatte seine Siesta-Position klug gewählt, denn eine Frucht vom “Saussage”-Baum ist doch recht schwer und die will man bestimmt nicht ab bekommen.
Neben Gee, unserem Guide, gibt es noch Moussa, den Küchenchef, K.P den Kellner und Cisco, der für die Zelte zuständig ist. Apropos Zelt, das ist unser Essenszelt.
Moussa kann natürlich nicht auf eine Küche mit Glasskeramik-Kochstelle und Heißluftbackofen zurückgreifen. Seine Küche ist die Ladefäche von einem umgebauten Toyota.
Der Keramik-Kochherd wird durch ein Holzfeuer ersetzt und der Heißluft-Backofen ist ein Blechdose. Unterhitze wird durch Glut im Boden, Oberhitze durch Glut auf dem Deckel erzeugt. Und wie ist das Resultat? Immer ein perfektes Essen!
Mittagessen mit genialem Chnobli-Brot.
Hinter die Kulissen schauen wir heute auch beim Blog-Schreiben. Gut, das Fotografieren ist wohl noch klar ersichtlich. Etwas schwieriger wird es schon bei der Auswahl der Fotos. Auf dieser Reise kommen im Schnitt etwa 350 Bilder pro Tag gemacht. Viele davon sind unbrauchbar und könnten gleich entsorgt werden. Aber das kostet nur zusätzliche Zeit und so wähle ich nur irgendwie 15-20 für den Blog aus, mit denen man die Geschichte des Tages erzählen kann. Dabei werden oft nicht die besten Bilder berücksichtigt, sondern jene, die am Besten in die Geschichte des Tages passen. Zeitaufwand für das Runterladen, auswählen und bearbeiten der Bilder ist 1-1.5 Stunden / Tag. Ein schneller Laptop wäre sicher einer lohnende Investition. Und auch einer, der länger mit der eigenen Batterie läuft. Im Delta war die einzige Lademöglichkeit für 230V auf dem Safarifahrzeug selbst und so musste ich auch dort meinen Laptop anhängen.
Nach den Bildern kommt der Text. Dieser Text soll die Bilder irgendwie verbinden und erzählen, was nicht offensichtlich ist. Und das kann dauern, da ich weder Schiller noch Goethe heisse, dauerst das Erstellen vom Text optimistisch betrachtet 1 –1.5 Stunden pro Tag. Und dann? Dann fängt das eigentlich Problem erst an. Falls eine gute Internetverbindung vorhanden ist, kann ich die Bilder und den Text zusammen einbinden und auch hochladen. Erledigt! Falls aber die Internet-Verbindung schlecht oder gar nicht vorhanden ist, und das ist in den meisten Lodges in Afrika der Fall, muss ich den Text unabhängig von den Bilder verfassen. in diesem Fall wird im Jahre 2016 der Blog via Satellit online gestellt. Das Tragische an der Geschichte ist, dass in Ländern wie Namibia oder Botswana dies sogar noch billiger ist als ein eventuell vorhandenes Roaming oder Telefonieren mit dem Handy ..
Fazit von ganzen Blog-Schreibt: Das Problem ist die Zeit und nicht die Verbindung ins Internet… und darum bin ich auch um Tag im Verzug …
Am Nachmittag gab es dann nochmals einen Gamedrive, hinein in die Nacht.
Auch heute gab es wieder einen liebestollen Löwen, der seine Löwin nicht aus den Augen lies.
Obwohl es am Tag sehr warm ist, kühlt es, sobald die Sonne weg ist, schnell uns spürbar ab. Man ist also gut beraten, auf dem Nachmittagsdrive eine dünne Jacke dabei zu haben. Wer nicht soweit geplant hat, denkt eben am Schluss der Ausfahrt ans wärmenden Feuer, das bei unserer Ankunft bereits brennt. Gin Tonic darf natürlich dabei nicht fehlen.
Im Schein von Petrol- und Stirnlampen wurde anschliessend das Nachtessen präsentiert. Feiner Rindbraten mit Kartoffeln und Bohnen. Irgendwie hatte es Moussa, unser Koch, hingebracht, dass am einen Ende der Braten “well done” war, während am anderen “medium rare” Stücke abgeschnitten wurden. Und das alles nur oder gerade wegen dem Holzfeuer.
Sieht doch fein aus?
Heute gab es das Nachtessen gleich unter den Sternen. Mehr Stimmung ist kaum noch möglich