Nachdem ich gestern bis nach Key West “gecrust” bin, wäre ich heute einfach gerne weiter Richtung Kuba gefahren. So gut ist mein Ford Mustang dann doch nicht, denn in der aktuelle Version kann er leider noch nicht schwimmen. Deshalb wähle ich eben die andere Option und fahre wieder zurück Richtung Miami. Wo ich heute Abend sein werde ich noch nicht klar. Irgendwo auf den Keys. Ein Unterkunft mit direktem Zugang zum Wasser schwebt mir vor und bezahlbar sollte es auch noch sein. Das könnte sich noch als eine Knacknuss herausstellen, ist doch heute Samstag und damit noch mehr Leute unterwegs als gestern. Aber Sorgen mache ich mir deswegen keine. An dieser Stelle gibt es einen kleinen Einschub zu einem allgemeinen Phänomen in Key West. Überall sieht man Hühner rumstolzieren. Mir ist überhaupt nicht klar, ob es sich da um ausgebrochene Tiere handelt, wilde oder einfach einen herumwandelnden Nahrungsnachschub für die Bevölkerung. Überall sieht man sie in kleinen Gruppen.
Als letzte Aktion in Key West will ich heute noch das alte Fort besuchen. Es wurde zur Verteidigung des Hafens gebaut. Wie üblich darf die Ami-Flagge nicht fehlen.
Noch ein wenig Hintergrundinformationen zu einer Kanone des Forts. Die “Battery Osceola” verschoss 500kg schwere Munition bis auf eine Distanz von 30 Kilometer.
Stilstudie
Und noch ein anderes fettes Teil. Das hat bestimmt richtig schön Wumms gemacht. Nichts mit Dämpfung oder Mündungsbremse moderner Kanonen.
Und immer wieder zischt irgendetwas auf dem Wasser am Fort vorbei. In der Zwischenzeit habe ich gelesen, dass diese Dinger an manchen Stellen fast schon zur Plage geworden sind, da es Schluss mit der Ruhe am Strand ist.
Und da wären wir wieder bei den Distanzen. Leider fehlt eine Angabe zur Distanz bis nach Australien. Ich schätze aber, dass es mindestens 9000 Meilen sind. Down Under ist eben schon verdammt weit weg, egal wo man sich befindet.
Nun gut, was macht man denn auf den Florida Keys mit einem angebrochenen Tag? Logischerweise fotografiert man erst einmal ein paar Brücken.
Und dann muss man natürlich auch noch anhalten für das obligate Selfie. Es mach echt Spass, damit herumzufahren.
Natürlich kommt die nächste Brücke bestimmt. Dieses Mal auf der linken Seite die neue Strassenbrücke, während rechts die alte Eisenbahnbrücke zu sehen ist.
An dieser Stelle habe ich festgestellt, dass die Eisenbahnbrücke gar nicht richtig danach aussieht. Es fehlen die Schienen. Ein kurze Internet-Recherche ergab, dass der Eisenbahnbetrieb schon früher eingestellt wurde und die Brücke dann umgebaut wurde.
Offensichtlich ist hier der Unterschied zwischen Ebbe und Flut nicht wirklich gross. Sonst wäre alles bei dem geringen Höhenunterschied sehr schnell überflutet.
Gestern hatte ich auf dem Weg nach Key West eine Werbung für Sky Diving gesehen. Dies Option habe ich am Abend im Internet noch etwas weiter verfolgt. Leider stellte sich heraus, dass das logistisch eher schwierig würde, da sie hier nicht mit grossen Fliegern 10 oder mehr Fallschirmspringer auf einmal absetzten, sondern mit kleinen Fliegern maximal 4-6. Fazit war, dass es wohl nicht einfach so möglich wäre irgendwo rein zu spazieren und eventuell der ganze Tag dadurch in Mittleidenschaft gezogen würde. Während der Recherchen fand ich aber eine noch fast bessere Möglichkeit, die Keys von oben zu sehen: Mit einem offenen Doppeldecker! Muss sein! Als ich in der Ortschaft Marathon angekommen bin, rufe ich auf einer Nummer an: “Sie wollen fliegen? Kein Problem! Wann? OK, jetzt! Bin in fünf Minuten da”. Nach ein paar Fotos von aussen geht es auch schon gleich los.
Ich wähle den 30 Minuten Rundflug. Man könnte eigentlich auch zu zweit vorne drin sitzen. So habe ich einfach etwas mehr Platz.
Brian, der Pilot, fackelt nicht lang herum, erklärt mir, dass er bei einem Motorenschaden auf dem Wasser landen würde, legt mir eine Schwimmweste an und schon sind wir in der Luft.
Der Doppeldecker fliegt mit rund 80 Meilen, was in etwa 130 km/h entspricht und nicht sonderlich schnell ist. Trotzdem kann man den Arm nicht weit aus dem Cockpit strecken, denn dort kommt man in den Wind des Propellers, der deutlich schneller ist. Von oben hat man plötzlich eine ungewohnte Perspektive. Man sieht auf den Meeresgrund. Die sichtbaren Spuren stammen nicht von irgendwelchen wassertauglichen Ford Mustangs, sondern von Schiffsschrauben, erklärt Brian.
Blick von oben auf die “Seven Miles Bridge”. Links die Autostrasse, rechts die stillgelegte Eisenbahn/Strasse.
Immer wieder kreisen wir über dem Meer um nach Haien und anderen grossen Fischen Ausschau zu halten. Wir sehen auch manches, nur ist da die Grenze von meinem mini Fotoapparat erreicht.
Blick zurück zum Pilotensitz.
Es gibt auch einen Abstecher zu einem stillgelegten Leuchtturm,
Ein Schiffswrack aus der Luft. Und ein Boot, das vermutlich danach taucht
So und hier wäre noch ein kleiner Werbe-Einblender: Anwesen in traumhafter Lage, garantiert unverbaubare Aussicht. Zugang über eigenen Hafen, besitzt ausserdem einen unendlich grossen Swimmingpool sucht neuen Besitzer. Kostenpunkt 15M$
Die folgenden zwei Bilder zeigen schön, was ich bereits an anderer Stelle erwähnt habe. Von der Strasse aus sieht man oft nichts vom Meer, obwohl man in unmittelbarer Nähe davon vorbeifährt.
Blick ins Cockpit. Sieh alles etwas alt aus, beim Piloten hat es jedoch GPS mit Display, Funk und sonst welchem modernen Schnickschnack.
Der Flug ist ein einmaliges Erlebnis und gibt ein komplett anderes Bild von der Landschaft. Ich kann es jedem nur empfehlen! Eigentlich hat man deutlich mehr davon im Vergleich zu einem Fallschirmsprung. Wäre nett gewesen, wenn wir noch etwas Akrobatik geflogen wären, aber ich weiss nicht, ob dieser Flieger das überhaupt kann und ich habe auch vergessen zu fragen.
Beim Wegfahren stelle ich fest, dass ich mit dem Piloten nun endlich doch noch einen bekennenden “Trumper” befunden habe.
Der andere Kleber ist nett: “Sorry! for driving so close in front of you” – “Entschuldigung, dass ich so nahe vor dir fahre”
“Raubtierfütterung”
Der Nachmittag ist nun schon deutlich fortgeschritten und so zücke ich mein Tablett und beginne mit der Hotelsuche: Zu teuer, kein gescheites Zimmer, ausgebucht. Es sieht zuerst gar nicht so einfach aus. Doch dann werde ich fündig. Am Wasser, vernünftiger Preis. Dafür muss ich aber 10 Meilen zurück fahren. Als ich dort ankomme muss ich feststellen, dass die Unterkunft genau so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Da ich heute noch nichts gegessen habe (ausser ein Eis) mach ich mich gleich auf die Suche nach einem Seafood-Restaurant. Wieder in etwa 10 Meilen Entfernung hat es etwas, das erfolgsversprechend aussieht. Hier in Amerika ist nichts gleich nebenan.
Das Menu ist einfach aber gut. Und da noch immer Happy Hour ist sind die Drinks zum halben Preis zu haben. Nicht alkoholisch, natürlich! Was sonst?
Nachdem ich gegessen habe ist die Zeit da, den Sonnenuntergang zu bestaunen. Die zarten Wolkenschleier verfärben sich langsam in alle möglichen Orange und Gelbtöne und werden zusätzlich auf dem Wasser gespiegelt. Die Stimmung ist fantastisch. Noch immer sind viele am Fischen, einer Tätigkeit die hier sehr verbreitet ist.
Eigentlich wäre alles perfekt, aber für ein gutes Foto fehlt einfach noch ein zentrales Objekt. Ich mache mehrere Panoramas, die alle toll aussehen, aber eben, etwas fehlt. Ich will schon aufgeben, da tuckert plötzlich ein Schiff Richtung Hafen. Gotcha! Das war der fehlende Stein. Happy geht es wieder zurück zum Hotel.
Das harte Leben, wenn man einen Blog schreibt, kann nicht treffender dargestellt werden …
Blick aus dem Hotelzimmer. In 10 Schritten ist man im Meer.
Am dritten Tag in Florida muss ich erst gegen 18:00 wieder zurück am Flughafen in Miami sein. Genug Zeit also, um noch das eine oder andere zu unternehmen. Nachdem ich alle Optionen evaluiert hatte – was bedeutet, dass ich einfach einmal losgefahren bin – sind die Everglades National Park das anvisierte Ziel. Die Everglades befinden sich im Süden von Florida. Man muss sich dabei ein topfebenes Land mit subtropischen Klima vorstellen. Unterwegs werden immer wieder irgendwelche “Berge” beschildert, die ganze 4ft (1.2m) hoch sind.
(Obiges Bild stammt von Wikipedia)
Im Teil der Everglades, die nicht zum Park gehören, wird in grossem Stiel Gemüse angebaut.
Gesetz der umgekehrten Proportionen: Kamera klein, Vogel gross
Für mich das Bild des Tages. Es war ein nicht ganz ernst gemeiner Versuch von Makro-Fotografie. Und der Ausschuss liegt bei fast 100%. Aber bei der Fotografie ist es eben so, dass ein gutes Foto für den Rest entschädigt.
Die Wolken spiegeln sich, und die Vögel bleiben fern. Es war aber auch schon gegen 12:00 und ich hatte keinen Feldstecher dabei.
Ich habe mir vorgenommen, bis nach Flamingo, der südlichsten Ortschaft im Everglades National Park zu fahren und zwischendurch an manchen Stellen anzuhalten, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Doch es stellte sich heraus: “YOU ARE NOT PREPARED!” – “Du bist nicht vorbereitet”. Ich war so was von nicht vorbereitet. Ich hatte zwar in Lonely Planet Guide etwas von Fliegen gelesen, aber den Dingern kann man ja offensive entgegentreten, dachte ich: Ist eine im Anflug wird sie gleich aus dem Weg geschafft. Beim ersten Halt gleich nach dem Parkeingang ist diese Methode auch sehr effizient und erfolgreich. Ich mache mir also keine weiteren Sorgen und setze die Fahrt fort. Unterwegs wundere ich mich dann allerdings über irgendwelche Gestalten, die wie Astronauten verkleidet daher wandern. Die müssen irgendwelche empfindlichen Gestalten sein! Als ich dann in Flamingo ankomme, finde ich ein Nest von Ospreys (Fischadlern), das sich auf einem abgestorbenen Baum befand.
Wieso muss man denn eigentlich die teuren Kameras und Objektive kaufen? Folgendes Bild stammt aus einer Kompakt Kamera, die wohlgemerkt nur bis 50mm zoomt. Insofern ein gelungenes Bild,
Ich parkiere mein Auto perfekt im Licht und will die Vögel beobachten. Dank des Cabrios habe ich perfekte Sicht auf alles. Aber dieser Sachverhalt ist reziprok. Alles hat natürlich auch perfekte Sicht auf mich bzw. einen perfekten Zugang. Keine 2 Minuten späten beginnt es überall zu jucken. Obwohl nichts zu sehen ist, ist sofort klar, dass es sich hier um diese miesen “No-See-Ums” (super kleine Stechmücken) handeln muss. Wow, die Dinger sind fies. Während bei uns die Stechmücken immer eine Audio-Spur hinterlassen und dadurch lokalisiert und bekämpft werden können, sind diese Biester hier total lautlos und superschnell. Das mit dem Beobachten der Ospreys wird also nichts, schnell weiter zum Besucherzentrum. Aber auch dort das gleiche Spiel. Sobald der Wind etwas nachlässt, können die Fliegen landen und sich bedienen. Langsam ahnt mir, mit welchen Mitteln man hier ankämpfen muss. Ohne hochprozentige DEET-Sprays geht gar nichts. Oder man kleidet sich wie ein Astronaut, was allerdings den Fun-Faktor stark reduziert. Hat man das mit den Fliegen im Griff, sind die Everglades aber ein Paradies für den Kanufahrer (und den Ornithologen).
Schei…. Stechmücken.
Grade, gerade und nochmals gerade aus. Da kann man gut einmal einen Abstecher auf die Mittellinie zwecks Fotografie wagen.
Zurück in Miami habe ich noch Zeit für ein Skyline-Foto.
Zum Schluss gibt es noch eine kleine Überraschung bei der Rückgabe des Mietautos. Normalerweise kann man vorfahren, jemand kommt, es macht auf irgendeinem Gerät “Biiiip” und man kann gehen. Heute machte es bei mir aber nicht “Biiiip” sondern “Brrrrr”, was bedeutet, dass der automatische Checkout-Prozess fehlgeschlagen ist. Ich muss also zum Avis Schalter gehen. Dort stellt sich heraus, dass ich in den 3 Tagen über 4000 Meilen zurückgelegt haben soll. 4000 Meilen in 3 Tagen? Lol, das wäre eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 55 Meilen / Stunde und damit mehr als das zugelassene Maximum auf weiten Teilen der Strassen. Dass das irgendwie keinen Sinn macht ist sofort klar und so wird das “Excessive Mileage” einfach ignoriert und ich mache mich Richtung Checkin auf.
Den Rückflug von Miami habe ich mir mit einem Meilen-Business-Upgrade angenehm gemacht. Schliesslich will ich morgen gleich nach der Ankunft ausgeschlafen ins Geschäft gehen. Und da in Dallas die edle Garnitur nie zum Einsatz kam, kann ich jetzt aus dem Vollen schöpfen und auf Mr. Business Man machen …
Nach Miami fliegen in der Zwischenzeit die neuen 777 der Swiss. Auf der linken Seite gibt es die doppelt so breiten Single-Sitze. Booked!
Das Büro ist eigerichtet.
Fehlt nur noch das Essen
und die Weinkarte. So lässt sich leben bzw fliegen.
Leider ist der Flug von Miami nach Zürich nur 8 Stunden lang. Etwas mehr Schlaf hätte auch nicht geschadet.
Kurz nach dem Abflug hab ich bereits das Internet getestet. Dabei habe ich mit einem Arbeitskollegen in Australien ein Skype Gespräch geführt. Die Ton-Qualität war perfekt. Und so wähle ich mich am Morgen auch in das Montags Morgen Meeting in Zürich ein. Zu dieser Zeit sind wir noch über Irland. Als ich an der Reihe bin, erzähle ich über die letzte Woche in Dallas. Keiner merkte, wo ich eigentlich bin. Erst am Schluss teile ich das mit. Gelächter.