Heute ist unser Gorilla-Trekking Tag. Wir werden eine Gorilla-Familie irgendwo im Regenwald besuchen. Wie der Name “Regenwald” schon sagt, regnet es hier sehr regelmässig. Die Temperaturen sind , nachdem wir die letzten Tage durch heisse Gebiete gereist sind, spürbar kälter und das Feuer, dass man sich im Zimmer der Lodge anmachen lassen kann, durchaus willkommen, sofern man wegen des Rauchs vorher alle Kleider ins Bad evakuiert hat.
Abfahrt zum Sammelpunkt für das Gorilla-Trekking ist um 06:30, zur Freude aller bei Sonnenschein. Dort wird uns der Ablauf des Trekkings erklärt: In dem Volcanoes National Part gibt es 10 Gorilla-Familien, die man besuchen kann. Jeweils 4 Personen werden einem 4WD Fahrzeug zugeteilt. Jeweils zwei solche Gruppen gehen zur gleichen Gorilla-Familie, also 8 Personen, und können dort die Tiere für eine Stunde beobachten. Folglich können pro Tag nur 80 Personen auf das Gorilla-Trekking gehen. So soll der Stress für die Tiere so gering wie möglich gehalten werden. Es wird uns gesagt, dass die Gorillas an Menschen gewöhnt sind. Man sollte aber trotzdem einen Abstand von 7 Meter einhalten.
Der ganze Ablauf ist sehr gut organisiert. Wir teilen uns auf zwei Gruppen auf. Die eine besucht die Familie Sabyinyo mit dem Silberrücken (Chef) Guhondo. Er ist 42 Jahre alt und mit weit über 200 kg der grösste Gorilla (ich weiss aber nicht mehr ob in dieser Region oder weltweit)
Hier gibt es eine Kurzbeschreibung aller Gorilla Familien im Volcanoes National Park:
http://classicuganda.com/info/gorilla-groups-volcanoes-national-park-rwanda/
Unsere beiden Führer stellen sich vor und beschreiben den Ablauf der Tour.
Sie beschreiben uns die Gorilla-Familie, die wir besuchen werden.
Zuerst geht es danach über normale Strassen. Wir fragen uns schon, wieso wir eigentlich in Offroad-Fahrzeugen sitzen, bis wir von der Strasse abbiegen und sofort die Antwort klar wird: Im Schritttempo geht es weiter, Schaukeltherapie inklusive.
Da es nun schon 24 Stunden nicht mehr geregnet hat, trocknet der Weg ab. Das ist sicher nicht schlecht. So kommen wir vielleicht nur mit einem halben Kilo Schlamm an den Schuhen zurück und nicht mit 2. Irgendwann endet der Fahrweg. Wir bekommen alle einen Gehstock aus Holz. Ausserdem werden von hier aus unsere Rucksäcke von Trägern getragen. Das ist eine sehr gute Sache: Wir müssen gar nichts schleppen und die Männer, die aus dem kleinen Dorf ganz in der Nähe stammen, bekommen dafür 10 Dollar.
Mit etwas Geschick schafft man es, die Schuhe fast sauber zu halten.
Der Weg ist zwar etwas rutschig, aber nie steil und schon gar nicht weit. In der Regenzeit kommen nämlich die Gorillas von weiter oben am Berg bis fast an den Waldrand herunter.
Zwei unserer Träger. Der hintere trägt meinen Fotorucksack und hat definitiv am meisten zu schleppen.
Jetzt sind wir bereits am Waldrand angelangt.
Gorillas haben keinen festen “Wohnsitz” sondern ziehen in ihrem Gebiet umher und bauen jeden Abend ein neues Bett. Das Gebiet zweier Familien kann sich durchaus auch überlappen. Damit man mit uns Touristen, auf der Suche nach der Gorilla-Familie, nicht durch den Wald irren muss, bleiben die “Tracker” jeden Tag solange bei einer Familie, bis sie am Abend beginnt, eine Schlafstelle zu bauen. Am Morgen beschränkt sich dann ihre Suche auf die Umgebung der Schlafstelle, sodass wir direkt an den richtigen Ort geführt werden können.
Auf dem folgenden Bild sieht man zwei Tracker und zwei Guards, die sicherstellen, dass wir nicht von Elefanten oder anderen Tieren belästigt werden.
Nach einigen Metern treffen wir auf die Gorillas. Ob sie auf uns gewartet haben, kann ich nicht sagen. Sie schauen uns zwar manchmal an, lassen aber im Wesentlichen nicht von ihrer Tätigkeit ab, die teils aus Fressen, teils auch gar nichts tun besteht.
Eine kleiner Unruhestifter.
Wir stehen in einem Abstand von wenigen Metern zu den Gorillas. Manchmal kommt es aber vor, dass einer an uns so nahe vorbei geht, dass wir ihn mit der Hand hätten berühren können. Eine anderer Gorilla frisst die ganze Zeit in einem Baum direkt über uns.
Neckische Dauerwellen am Bauch, wohl der aktuelle Trend in der Gorilla-Mode.
Schau mir in die Augen!
Der jüngste Vertreter der Familie ist drei Monate alt.
Dieser kleine Bengel regelt sich nicht und muss immer wieder in die Schranken gewiesen werden.
Wir hatten einen Crash-Kurse in der Gorilla-Sprache und können das nun mit “Learning by doing” anwenden: uuu-hhhU-UUUU, iiii-III, U-U-U-U. Es schein beruhigend auf die Gorillas zu wirken, vielleicht auch weil sie sich lustig machen über unsere fehlerhafte Aussprache.
Hier ist noch eine kurze Videosequenz:
Da hätte eine Wahrsagerin aber einiges zu tun, bei all den Linien.
Die Lichtverhältnisse sind recht schwierig zum Fotografieren. Einerseits hat es überall Schatten, andererseits auch gleich wieder grellen Sonnenschein.
Spiel mit dem kleinen Gorilla
Der Chef. Widerrede ist zwecklos. Widerstand wohl auch.
Lecker, lecker … für mich sieht es aber etwas zäh aus …
… ich habe aber auch nicht dieses Gebiss.
Wie wenn sie die Zeit wüssten, steht die Gruppe nach einer Stunde auf und verschwindet in den Wald.
Wir sind glücklich von diesem einmaligen Erlebnis und kehren zu den Autos zurück. Da es immer noch nicht geregnet hat, ist der Weg weiter abgetrocknet. Unsere Schuhe sind entgegen der Befürchtungen nicht wirklich dreckig.
Ein paar Kinder aus dem nahen Dorf warten bei den Autos auf uns.
Hier gab es einen Luftballon.
Zurück in der Lodge, können wir die Schuhe zur Reinigung abgeben. Zwei Stunden später sind die Schuhe blitzblank sauber. So sauber, dass man sie als neu verkaufen könnte. Da war ein Profi am Werk.
Am Nachmittag geht es bereits wieder zurück nach Kilingi, da wir morgen so früh wie möglich von dort zur nächsten Etappe nach Sambia starten wollen. Einen “Notstopp” unterwegs nütze ich für ein paar Fotos, um noch die Anbau-Terrassen auf den Hügel zeigen zu können.
Der Besuch bei den Gorillas war für uns alle ein eindrückliches Erlebnis. Das Gefühl, sie so nahe zu sehen und manchmal sogar mittendrin zu sein war wunderbar. Es wird für uns noch lange in Erinnerung bleiben. Hoffentlich ist unser Besuch auch ein Beitrag dafür, dass der Lebensraum der Gorillas erhalten bleibt.
Gorilla Trekking:
[sgpx gpx=”/wp-content/uploads/gpx/marco/GPS_2014-10-28_leg1.gpx”]Fahrt nach Kigali:
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Super toll dein blog und die wunderbaren fotos…..macht spass ein bisschendabei zu sein!!!!! Danke….
All I can say is wow. And again… wow
Oh Reminiszenzen! Ich war mit Christian Husek 2010 in Ruanda (deshalb hat er mir diesen Bericht weitergeleitet), und auch wir bezeichneten das Land als “Afrika für Anfänger”: blitzsauber, hochmodern (Straßen, WLAN!), und landschaftlich wie unsere Steiermark – grüne Hügel (mit Tee statt Wein), Wälder (Eukalyptus statt Nadel- und Laubbäumen), wunderschönes Seeufer…
Kagame scheint eine feste Hand zu haben, aber die Gelder gut einzusetzen. Und die “Kiniarwander” haben offenbar ihre Lektion gelernt und scheinen einander wirklich als gleich und ohne Vorurteile zu betrachten. Wir genossen den Luxus, zu zweit nur mit unserem Guide und Fahrer 5 Tage unterwegs zu sein und auch seine persönliche Genozid-Geschichte zu erfahren…
Was man auch gesehen haben sollte: eine Genozid-Gedenkstätte – da muß man gute Nerven haben und viele Schnupftüchln! Den Anblick werde ich, wie auch die Gorillas, nie vergessen…
Und dann diese großen schwarzen haarigen Genossen – sie sind uns (oder wir ihnen?) schon unheimlich ähnlich, vielleicht sind sie nur viel friedlicher und friedvoller als wir! Großes Leve-Kino, dies eine Stunde! Unser Guide war Francois, ein lustiger dicker gemütlicher, der angeblich noch mit Diane Fossey gearbeitet hat. Und mein Wanderstab mit den geschnitzten Gorillas steht heute in meinem Schirmständer und ist große Attraktion bei allen Besuchern – ganz legal erworben für 10 Dollar, und mit viel Aufwand nach Hause transportiert (am Rückflug nach Mombasa blieb er gleich einmal in Nairobi hängen, erreichte aber dann doch unser Hotel in Bambouri Beach).
Ach ja, seufz, ich krieg schon wieder mein Afrika-Weh… muß unbedingt mal wieder hin!
Danke für diesen tollen Bericht!
Andrea
P.S.: Leider trennte sich Chris nach diesem Urlaub von mir, und obwohl mein Leben jetzt auch allein einen guten Weg geht, fehlt mir vor allem ein Reisepartner, mit dem ich harmonisch solche Reisen unternehmen könnte, deshalb wird Afrika wohl noch ein bissel warten müssen!