Der neue Tag begrüsste uns in eine mystischen Stimmung. Über Nacht hatte sich am Boden Nebel gebildet, den die Sonne bis zum Frühstück aber schon wieder verdampft hatte.
Die Tierwelt war heute schon deutlich vertrauter mit uns und liess erste Nahaufnahmen zu.
Morgen teilte sich in zwei Blöcke, die sich in regelmässigen Intervallen wiederholten: Essen und Relaxen. Fairerweise muss man sagen, dass wir uns auch bewegten: Zu den Essen hin und wieder zurück flanieren. Totale Entspannung war am Morgen angesagt. Rückblickend könnte man auch sagen, dass wir uns mental auf das vorbereitet haben, was für den Nachmittag geplant war: Liontracking, was recht entspannend tönt.
Unser bereits bekannte Rally-Guide quälte am Nachmittag den vollbesetzten Landcruiser über die Dünen, den Löwen entgegen. Eine etwas stärker motorisierte Variante würde seinem Fahrstil sicher besser dienen, wobei dann nicht mehr sichergestellt wäre, dass alle Insassen den “Spass” überleben würden…
Auch heute war die Landschaft atemberaubend. Der rote Sand überzogen von grüner Vegetation.
Nach einem abrupten Schwenk standen wir plötzlich vor den Giraffen, die wir gestern aus der Ferne erahnen konnten. Diese waren gerade in der Siesta-Phase und unternahmen keine Bemühungen, sich aus dem Staub zu machen.
Es ist sehr unüblich eine liegende Giraffe zu sehen. Natürlich können sie relaxed sein, sind sie doch auf der “richtige” Seite des Löwenzauns. Das Reservat ist nämlich durch einen Zaun in einen Teil mit Löwen und einen ohne unterteilt. Immer wenn es zu wenig Futter auf der Löwenseite hat, wird das Tor geöffnet, sodass das Tier-Futter zu den Löwen wandern kann. Das Reservat hat übrigens eine Grösse von 240 km2 , also nicht gerade nur ein paar Fussballfelder.
Angesichts der Grösse des Reservats und der Tatsache, dass sich gerade einmal 12 Löwen darin befinden, muss Technologie her, um die Löwen in sinnvoller Zeit (d.h. vor dem Sundowner) zu finden. Drei der Löwen haben ein Halsband mit Sender an, was mit einer Antenne eine ungefähre Ortung zulässt.
Unsere Aktivitäten wurden akribisch verfolgt, weiss der Geier wieso.
Eine Gruppe von fünf Ladies waren dann auch ziemlich schnell gefunden. Die Begeisterung war allerdings nur einseitig, denn die Löwen waren ob der Ruhestörung nicht sonderlich erfreut.
Aus einem Augenwinkel wurden wir immer beobachtet.
Nun galt es noch, Mr Lion King mit seiner dunklen Mähne zu finden. Ganz einfach: Man nehme die Antenne, fuchtle etwas in der Gegend rum und schon ist der Löwe gefunden.
Soviel zur Theorie. In der Praxis gestaltete sich das “etwas” schwieriger, zumindest wenn die Kunst der Triangulation nicht bekannt ist oder man einfach Pech hat und einen schlechten Winkel erwischt. Auf jeden Fall haben wir da einige Runden gedreht. Mit der Zeit kam die Angst auf, dass wir den Löwen vielleicht überfahren haben und deshalb nichts mehr zu finden sei. Auf dem folgenden GPS Track sieht man unsere Irrfahrt und in Gelb der Ort, wo wir den Löwen schlussendlich gefunden haben. Wohl bemerkt, die ganze Strecke war offroad, was soviel bedeutet, wie Festklammern, Stabilisieren und die Atmung koordinieren. 😉
Und dann fanden wir ihn, der mit der dunklen Mähne, dort wo man Löwen eben so vermuten würde: Im Schatten unter einem Baum.
Er war allerdings so sehr mit seinem Oryx oder besser gesagt mit dem, was davon noch übrig geblieben war, beschäftigt, dass er unsere Ankunft ignorierte.
Ich möchte dem Löwen ja nicht zu nahe treten, sowohl im wörtlichen als auch übertragenen Sinn, aber das, woran er hier rumkaut, sieht nicht so richtig lecker aus. Zähes Zeugs, da braucht es gute Beisser.
So wie es aussieht, ist er nicht gleicher Meinung und findet es ganz und gar lecker.
Wenn du dein Safari-Fahrzeug in den Augen des Löwen spiegeln siehst, dann weisst du, du bist nahe dran. Weiss der Löwe auch, dass er ebenfalls nahe dran ist, nahe am nächsten Lunch? Hoffentlich nicht…
Zurück ging es dann über weitere 824 Bumps zur Aussichtsplattform bei der Lodge wo es das gibt, was es immer gibt, wenn die Sonne in Afrika untergeht, den ortsüblichen Sundowner gab.
von wo aus wir eine Herde von Gnus beobachten konnten
Wunderbarer Sonnenuntergang über der Lodge