Heute war der zweite Tag im Okavango-Delta und der Tagesplan einfach zu merken: Früh morgens ein erster Game Drive und am Nachmittag ein zweiter für diejenigen, die gestern schon mit den Booten gefahren waren und für die anderen unserer Gruppe eben die Mokoro-Fahrt. Alles klar, verstanden! Los geht’s! Wo sind die Bilder?
Nicht so hastig, ganz langsam, schön eines nach dem anderen. Wir sind nämlich im Delta, zu einer Zeit, in der Regen nicht ein unmögliches Ereignis ist. Und dieser Regen kann einen Game Drive in einem offenen Landcruiser ganz schnell in eine Kanu-Fahrt verwandeln. Die ganze Nacht durch hatten Blitze die Landschaft erhellt – aus der Ferne. Es hatte aber nie geregnet. Und als wir aufstanden, sah alles recht vielversprechend aus.
Vereinzelt waren sogar Sterne sichtbar. Also gab es keinen Grund, von einer Ausfahrt abzusehen.
Wenn man im vorherigen Bild den Himmel genauer untersucht, sieht man ziemlich dunkle Bereiche. Kurz nachdem wir losgefahren waren, wurden diese schwarz und schwärzer und überspannten bald den ganzen Himmel. Plötzlich hielt unser Fahrer an und begann, am ganzen Auto die Seitenwände runterzurollen und Ponchos zu verteilen. Er war noch nicht einmal fertig damit, da hatte der Himmel die Schleusen schon geöffnet und starker Regen prasselte auf das Dach unseres Autos. Die Tiere schienen in etwa die gleiche Begeisterung zu zeigen wie wir, mit dem Unterschied, dass sie bereits nass waren, während wir noch versuchten, gute Miene zum Regen zu zeigen.
Bald war jedoch klar, dass unter diesen Umständen ein Game Drive keinen Sinn machen würde, da wir durch das geschlossene Verdeck eigentlich nichts sahen, von vorne aber trotzdem langsam nass wurden. Also wurde die ganze Übung abgebrochen.
Von der Lodge aus beobachteten wir den Regen. Mit dem Regen kam eigentlich eine angenehme Abkühlung, unser Elan war aber leider etwas gebremst worden.
Als nach zwei Stunden der Regen auhörte, brachen wir abermals zu einem Drive auf, in abgekürzter Version eben. Den Lodge-Staubsaugern alias Warzenschweinen hatte das Wasser offensichtlich nichts angetan.
Dieser Hornbill schaute wohl grimmig, das macht er aber immer und zwar unabhängig vom Wetter, der Tageszeit und auch der Luftfeuchtigkeit.
Das folgende Bild ist als eine allgemeine Würdigung aller Antilopen zu verstehen. Sie werden eigentlich immer übergangen, da sich alle direkt auf die Raubkatzen stürzen und das Kleinvieh ignorieren. Dabei hätten die Raubtiere ein sehr schweres Leben bzw. wären am Beeren suchen, gäbe es die Antilopen nicht.
Bald kamen wir zu einem Wasserloch, in dem ein Stein in der Mitte aus dem Wasser ragte. “Hier gibt es keine Steine”, war die Bemerkung unseres Guides Costar. Und was ist es dann, dieser Nicht-Stein? Ein Hippo! Aber es bewegt sich gar nicht. Vielleicht ist es tot? Um seine Theorie zu bestätigen, stiegt er aus dem Auto und warf zuerst eine “Elefanten-Kugel” und dann ein Stück Holz zum potenziell toten Hippo. Es regte sich in keinster Weise, womit die Theorie bestätigt schien, dass hier ein totes Hippo im Pool trieb. Wir beschlossen, am Nachmittag nochmals zurückzukehren um zu schauen, ob vielleicht schon irgendwelche Aasfresser mit den Aufräumarbeiten begonnen hatten.
Weiter ging es auf unserer Tour. Wir stiessen auf eine riesige Gruppe von Affen, die sich zum einem Umzug auf die andere Seite der Ebene entschieden hatte, da die Elefanten am Morgen immer viel zu früh Lärm machten und man so ja wirklich nicht ausschlafen konnte. Die Gruppe hatte sich in kleinere Trupps aufgeteilt, die erst zum nächsten Baum rannten, wenn die vorhergehende diesen sicher erreicht hatte.
Die Kleinen unter ihnen benutzten natürlich das Mama-Taxi.
Sorry, an dieser Stelle folgt der tägliche “Lilac-Crested Roller” – Einblender, um dem Vogel die nötige Präsenz zu gewähren.
Irgendwann hielten wir an, um einen Marabu zu fotografieren. Die Aufregung war gross, als wir Sekunden später in fast gleicher Blickrichtung einen Löwen entdeckten! Kurz darauf stand unser Auto direkt neben ihm. Doch er würdigte unsere Ankunft in keinster Weise.
Er hatte offensichtlich ein Halsband, was von den Wildhütern angebracht worden war, um die Wanderungen des Löwen aufzeichnen zu können.
Mehrfach blickte der Löwe in eine ganz bestimmte Richtung, was unseren Guide dazu veranlasste, diesen Bereichgenauer zu untersuchen. Und dann kam der Aufschrei: “A mating pair” – zwei Löwen bei der Paarung. Das kann ja heiter werden … sind Löwen doch bekannt für ein sehr intensives Paarungs-Ritual … 😉
Ein stattlicher Löwe verfolgt seine Geliebte auf Schritt und Tritt. Für’s Saufen bleibt kaum Zeit, fürs Fressen beziehungsweise Jagen überhaupt nicht. Da kann man sich vorstellen, dass die beiden nach der Paarung, die bei Löwen typischerweise eine Woche dauert, ziemlich abgekämpft sind.
Unser Guide erzählte uns, das der Löwe, den wir zuerst angetroffen haben, ein Bruder sei. Ob der Bruder nun neidisch ist oder als “Security Guard” diente, wissen wir nicht.
Das perfekte Paar …
… in inniger Löwen-Liebe .
Genug der Zärtlichkeiten, jetzt geht es zur Sache…
Der Akt ist kurz und danach muss man sich gleich erholen…
… denn schon wenige Minuten geht es weiter … und weiter … und weiter.
Irgendwann gaben wir den beiden ihre Privatspähre
wieder zurück und richteten unsere Aufmerksamkeit an einen stattlichen Elefanten, der ganz in der N
ähe am Fressen war.
Ein Elefant hat riesige Ohren. Die folgenden zwei Bilder zeigen den optischen Effekt derselben. Vor wem hat man denn nun mehr Angst?
Der Elefant war aber super friedlich, das Gras offensichtlich viel zu gut, als dass man dieses komische viereckige, stinkende Ding, auf dem wir sassen, genauer hätte untersuchen müssen.
Es gibt verschiedenste Aussagen über die Fress-Menge eines Elefanten. Nehmen wir für ein Zahlenbeispiel einfach einmal an, ein Elefant frisst 80 kg pro Tag. Wenn ich mir das Grassbüschel im Rüssel anschaue, dann sind das vielleicht 20 gr, was bedeuten würde, dass der Elefant 4000 solcher Büschel pro Tag fressen müsste, was wiederum bedeutet, dass er den ganzen Tag damit beschäftigt ist.
Am Nachmittag war die Wetter-Situation ganz ähnlich. Gewitterwolken waren aufgezogen, doch da sie noch sehr weiter weg waren, stand dem zweiten Gamedrive nichts im Wege. Zuerst fuhren wir wieder zum toten Hippo, um zu sehen, ob die Hyänen schon angekommen waren. Die Enttäuschung war gross, als das Hippo immer noch genau gleich wie am morgen im Wasser trieb. Georg, mit seiner jahrelangen Erfahrung als Arzt, machte noch die Bemerkung, dass die Haut des Hippos aber sehr gesund aussehen würde, während die Aufmerksamkeit der anderen bereits auf einen Fischadler gerichtet war, der auf einem nahen Baum sass und einen perfekten Kontrast zum immer dunkler werdenden Himmel darstellte. Da dachten wir uns schon: Uiui, wenn das nur gut geht mit dem Himmel!
Bald schon sucht der Adler das Weite.
Doch plötzlich überschlugen sich die Ding: Das tote Hippo war zum Leben erwacht und zeigte seinen Kopf, um zu atmen. Das Gelächter auf unserem Fahrzeug war gross.
Das musste dem Hippo irgendwie sauer aufgestossen sein, denn als es das nächste Mal nach 5:20 min wieder auftauchte, begann es ohne zu zögern auf unser Auto loszurennen. Als Folge davon bekam uns Fahrzeug eine starke Schlagseite. Nicht weil das Hippo den Wagen gerammt hätte, sondern da nun alle auf der dem Hippo-abgewandten Seite sassen…
Das Tier hatte natürlich seinen Scheinangriff frühzeitig abgeblasen, um auf Strategie 2 zu wechseln: Maul aufreissen und Zähne zeigen. Bursche, wenn ich das Maul so aufreissen würde, würde ich erst einmal beim Zahnarzt vorbeischauen und sicher stellen, dass alles in Ordnung ist.
Da auch Strategie 2 keinen Erfolg zeigte, wurde wieder auf 1 gewechselt: auf den Scheinangriff. In der Folge entschlossen wir uns zum Rückzug, um die Nerven des Hippos und auch unsere zu schonen, so dass es wieder tot im Pool untertauchen konnte.
Es kam wie es kommen musste. Bald schon überzog ein Regen die Landschaft, was uns abermals bewog, den Game Drive vorzeitig abzubrechen. Dieses Mal hatte ich Ehre, vorne zu sitzen. So konnte ich den Regen fotografisch besser festhalten und auch meine “How to protect your camera gear under heavy rain”- Strategie ausgiebig testen. Fazit davon ist, dass die Strategie erfolgreich war, was man nicht unbedingt von meinem eigenen Nässegrad behaupten kann.
Der Steg der Lodge im Abendlicht.