2. September.
Bis 12:00 hatten wir heute nochmals Zeit, im Tschukudu Game Reserve etwas zu unternehmen. Danach ging es weiter zur letzten Lodge unserer Reise, der Forest Lodge in der Nähe des Flughafens. Nachdem unsere Guides die Möglichkeiten diskutiert hatten, entschlossen wir uns, mit den beiden Geparden “Hunters” und “Floppsy”jagen zu gehen. Das tönt zwar irgendwie komisch, ist es aber in Wirklichkeit gar nicht. Wie ich schon erwähnt habe, müssen die beiden fürs Futter selber sorgen. Das heisst, dass sie alle paar Tage etwas fangen müssen. Wenn man sie also bei ihren Streifzügen begleitet, stehen die Chancen gut, dass man eine Jagd beobachten kann. Nun gut, es brauchte einiges an Überzeugungskraft von dem Tschukudu Guide, dass sie überhaupt aus ihrem Gehege, in dem sie nachts meist schlafen, heraus trotteten. Irgendwie waren sie (noch) nicht in richtiger Jagdlaune oder der Magen war noch zu voll. Etwa 100 Meter von der Lodge entfernt trafen wir auf diese Schleifspuren. Sie wurden von einem Leoparden hinterlassen, der in der letzten Nacht ein Tier, vermutlich ein Impala, am Wasserloch in der Nähe gerissen hatte, und nun seine Beute auf einen Baum transportiert hat. Wären wir nicht mit dem beiden Cheetah unterwegs gewesen, hätten wir diese Spur verfolgt. Im Auto natürlich, denn am Ende einer solchen Spur hat es meist ein Raubtier 🙂
Jeder Baum musste beschnuppert und markiert werden, damit wirklich kein Zweifel aufkommen kann, wer hier der Chef ist. Und es ging deshalb gähnend langsam voran mit den beiden.
Schon ein starker Rückstand auf unser Auto. Wenn mir nicht jemand gesagt hätte, dass dies die schnellsten Landtiere wären, hätte ich nach der Schildkröte Ausschau gehalten, die sie rechts überholt.
Und plötzlich waren sie weg. Wir konnten sie nicht mehr sehen. Da auch Rufen nichts brachte, machten wir uns schliesslich auf die Suche, querfeldein.
Nach etwa 15 Minuten vergeblicher Suche hatte unser Guide die richtige Idee: Die beiden Schlitzohren waren in einem weiten Bogen wieder zu ihrem Gehege zurückgekehrt und warteten dort schon geduldig auf unsere Rückkehr. War wohl heute nichts mit einer Jagd.
Habe ich schon einmal erwähnt, dass es hier um diese Jahreszeit kalt am Morgen ist? Wir waren nach den letzten beiden wärmen Tagen heute alle etwas zu optimistisch in den neuen Tag gestartet. Ich bereits um 06:00 mit kurzen Hosen und Hemd. Die längere Suchfahrt nach den beiden Geparden hatte uns in den Gänsehaut Bereich gebracht, aber dank den Zwiebeln war die Situation bald wieder unter Kontrolle. Zur Abwechslung auch einmal ein Bild aus anderer Perspektive. Man sieht hier einen “Homo Sapiens”.
Frage: Was macht diese Spezies eigentlich hier, umringt von so vielen wilden Tieren? (Auflösung am Ende des Tages)
Nachdem wir die Cheetahs überlebt hatten, begaben wir uns sofort in die nächste Gefahr. Ein zähnefletschendes Monster, gefährlich und ohne Gnade!
Wenn man es genau nimmt, ist das “Monster” eigentlich gar nicht so gefährlich und heisst übrigens “Dingo”.
Dingo ist ein Wildhund. Er war hier aufgenommen worden, nachdem man ihn mit einem gebrochen Bein in der Wildnis gefunden hatte. Offenbar scheint dieser Verletzung aber gut geheilt zu sein. Denn er springt wie wild nach dem Büffelfleisch.
Nachdem wir uns von ein paar Helmperlhühner im Nachbargehege ablenken liessen, entschloss sich Dingo zu einer einfacheren Nahrungsaufnahme direkt aus der Kühlbox …
Wildhunde schlafen oder sie rennen rum, etwas anderes kennen sie offenbar nicht. Eine ganz schön schwierige Aufgabe für einen Fotografen, ein vernünftiges Bild zu machen. Und nochmals Dingo in Bewegung
Bevor wir Tschukudu verliessen, hatte wir noch etwas Zeit, die Hornbills, hier ein “Gelbschnabeltoko” zu beobachten.
Sie haben ein sehr interessantes Startverhalten, wenn sie auf einem Baum sitzen. Statt wie andere Vögel gleich mit den Flügel loszuschlagen, springen sie mit geschlossenen Flügeln in die Tiefe
und öffnen diese erst, wenn sie genügend Geschwindigkeit haben. Danach gleiten sie meist ohne zusätzlichen Schlag über eine gewisse Strecke.
Das Niveau der Betreuung und Behausung in der Tschukudu Game Lodge war deutlich gehobener im Vergleich zum Krüger Park.
Jedes Wohnung hatte einen Namen, meine war “Willie der Wasserbock”
Und hier ist seine Geschichte, die Kurzversion: “Als Waise wurde er aufgenommen und war sehr zutraulich. Als er erwachsen wurde entwickelte er aber schlechte Manieren und verfolgte z.B. den Gärtner mit seinen Hörnern. Dann wurde er in die Freiheit entlassen wo er sich einer Herde Wasserböcke anschloss und später mit seinem Nachwuchs angab.”
Hütte von Innen.
Heute ging unsere Reise zur Moholoholo Forst Camp, dazu morgen wohl mehr. Heute hatten wir nämlich um 16:00 noch einen wichtigen Termin: Die Geier Fütterung. Neben der Lodge hat es in diesem “Private Reserve” auch noch ein Tier “Sanatorium”, das sich um kranke und verletzte Tiere kümmert. Täglich werden hier die Geier gefüttert. Wir sind in Position. Doch wo sind die Geier?
Hoch oben ziehen sie noch ihre Runden. Es sind viele, extrem viele. Ein Versuch, sie zu zählen, scheitert. Es sind aber mindestens 150 Geier.
Je näher 4 Uhr rückt, desto tiefer kreisen sie. Sie kennen offensichtlich schon den Ablauf.
Punkt 16:00 wird das Fleisch ausgelegt und der Landeanflug kann beginnen.
Landeklappen auf maximaler Position, alle Luftbremsen draussen um möglichst schnell zu landen.
Im Endanflug, rein ins Chaos! Wer zu spät kommt, der bleibt hungrig. Ein Marabu macht sich rechts in sicherer Entfernung noch Hoffnungen, dass etwas übrig bleibt.
Wo sind denn hier die Tisch-, bzw. “Boden”-Sitten?
So schnell wie es angefangen hat, ist der Spuk auch wieder vorbei. Nach nicht einmal 5 Minuten ist alles aufgefressen. Der Marabu geht wohl leer aus, das Warten hat sich nicht gelohnt.
Das Warzenschwein wohl auch. Aber das frisst sowieso lieber pflanzliche Nahrung.
Während die einen Geier sich gleich wieder in die Höhe schrauben, ruhen sich andere auf den Bäumen in der Umgebung zuerst einmal aus.
Nach dem Nachtessen unsererseits, das deutlich länger und gesitteter vonstatten ging, haben wir von der Lodge aus noch ein paar Tiere beobachtet. Die Baboons sehen unglaublich niedlich aus, sind aber eine grosse Plage. Sie klettern überall hin und stehlen alles, was nicht fest angebunden ist. So haben sie auch schon die Baar der Lodge ausgeräumt inklusive hochprozentigen Getränken.
Auch haben wir hier noch eine neue Tierart kennen gelernt: Die Nyalas. Da sie hier gefüttert werden, sind sie recht zahm und kommen bis auf wenige Meter heran.
Das Nyala Männchen hat eine deutlich andere Färbung.
Und hier ist noch die Auflösung unseres Rätsels: “Home sapiens” in Kontakt mit “Acinonyx jubatus”.