Vor zwei Jahren hatte ich mich bereits einmal auf den Pilatus gemüht. Damals war es mehr eine Ausdauerübung als eine technische Herausforderung. Und damals hatte ich irgendwo im Wald meine schöne Sport-Sonnenbrille versenkt… deshalb beschloss ich heute, meine Sonnenbrille gleich besser zuhause zu lassen und statt der Ausdauerübung etwas Technisches zu machen. Einfach so aus Vorsicht.

Und wieso wollte ich denn nun schon wieder auf dem Pilatus? Der Esel-Ostgrat, der zum höchsten Bergspitz am Pilatus mündet, stand schon lange auf meiner Todo-Liste. Und heute sollte es soweit sein. Auf der Suche nach einem geeigneten Zustieg fiel mein Blick sofort auf das Ängifeld. Beide Abschnitte kombiniert ergäben eine tolle Tour. Fürs Ängifeld stand im Wanderführer, dass ein Pickel gute Dienste leisten würde und das die steile Wiese an der Grenze der Begehbarkeit wäre. So schlimm kann es nun ja doch nicht sein, war die Tour “nur” mit einer Schwierigkeit von T5+ bewertet. Für die Fortsetzung auf den Esel machte ich mir keine Sorgen, da galt es nur die Bemerkung “sehr (!) ausgesetzt” zu beachten, abermals ein T5+, eaaaasyy … Smiley 

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Los ging es um 06:00. Vor mir lag die Rosegg, ein Vorgipfel des Pilatus. Auf dem folgenden Bild sieht man den Verlauf der Tour übers Ängifeld.

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Nach der Alpgschwänd verließ ich den offiziellen Wanderweg und stieg im Wald steil auf. Dort hatte es ein paar überflüssige Fixseile, aber wenn sie schon da waren, dann greift man dennoch zu. Nachdem man den Wald hinter sich gelassen hatte, ging es nochmals etwas steiler über ein paar Felsplatten empor. Abermals hatte es Fixseile, die zwar nicht zwingend nötig waren, die aber das Vorwärtskommen deutlich beschleunigten, da man nicht ständig nach einem guten Tritt suchen muss, sondern sich einfach hochziehen kann …

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Nach knapp zwei Stunden Wanderung gab es bei der Steinbockhütte die erste Rast. Die Aussicht war wirklich prächtig von hier. Aber wer kommt auf die Idee, genau hier ein Hütte zu bauen? Man braucht mindestens eine Stunde für den Aufstieg in sehr steilem Gelände.

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Die Aussicht von der Steinbockhütte Richtung Vierwaldstättersee.

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Nach der Steinbockhütte machte ich mich Richtung Ängifeld auf. Schon bald wurde klar, wieso hier bei nassen Bedingungen dringend von einer Begehung abgeraten wird. Die Wiese ist wirklich sehr steil. Glücklicherweise waren heute die Bedingungen aber ideal. Ein Pickel wäre trotzdem nicht schlecht gewesen. Zu blöde, dass ich den im Arni habe und nicht hier …

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Je weiter ich kam, desto steiler wurde die Wiese. Sporadische blaue Markierungen belegten, dass ich immer noch auf dem richtigen Weg war. Etwa 100 Meter vor der Ende der Traverse, gab es plötzlich ein Abzweigung, der eine Weg ging steil nach oben, während der andere Weg weiter traversierte. Ich hatte von dieser Verzweigung gelesen. Der Weg nach oben war eine Umgehung der letzten sehr ausgesetzten Meter der Traverse. Der Weiterweg schien aber durchaus machbar zu sein und so verzichtete ich auf die Umgehung. Nach der nächsten Kurve sah es dann aber deutlich anders aus… Man stelle sich einen kaum ausgetretenen Pfad in einer sehr steilen Wiese vor und kombiniere das mit einer Felswand, die etwa 150 Meter nach unten geht. Die 150 Meter spielen bei dieser Überlegung eigentlich keine grosse Rolle. Viel entscheidender ist, dass sich der Weg und die Felswand bis auf rund 1 Meter annähern, was die Konzentration und den Pulsschlag des Wanderers doch deutlich beeinflussten. Da kann ich nur wiederholen, was andere vor mir auch schon erwähnt haben: “Bei Nässe ist von dieser Tour dringend abzuraten”

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Der Weiterweg glich schon fast einem Spaziergang. Bald schon hatte ich den Esel im Visier. Wie es aussah, war der Zugang von hinten für die Touristen noch geschlossen. Normalerweise tummeln sich nämlich auf dem Esel gefühlte 10000 Chinesen herum, denn jeder Chinese, der die Schweiz besucht, endet irgendwann auf dem Esel.

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Aus der Ferne war nicht zu erkennen, wo der Weg auf den Gipfel durchging. Es war aber gleich klar, dass es nicht ganz flach sein würde und man das eine oder andere mal tüchtig zupacken muss.

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Natürlich ging die Route durch das einzige noch verbliebene Schneefeld am Esel.

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Ganz vereinzelt kam sogar ein Seil zu Hilfe. Zwingend sind die Stellen jedoch nicht. Man kommt einfach schneller voran. Die Weg war manchmal auch sehr luftig, nur hatte ich hier im Vergleich zum Ängifeld soliden Fels als Untergrund.

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Auf dem Esel angekommen konnte ich ganz für mich alleine die phantastische Aussicht genießen …

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und auch über eine Abschrankung klettern, um ein Foto von Enziane zu machen.

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Danach war es leider mit der Ruhe geschehen. Auf dem Pilatus tummelten sich nämlich die bereits erwähnten Touristen.

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So beschloss ich, ohne eine Pause in der Wirtschaft zu machen, gleich wieder ins Tal abzusteigen bzw. zu rennen.

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Beim Abstieg kam mir der noch vorhandene Schnee zu Hilfe. Das geht deutlich schneller und macht erst noch Spass. Mir taten dabei nur die Wanderer im Aufstieg leid, an denen ich vorbeibrause.

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