Nachdem ich am letzen Wochenende auf 2300m noch durch den Schnee gestolpert bin, wollte ich dieses Wochenende etwas in tieferen Lagen unterwegs sein. Meine alten Jack Wolfskin Wanderschuhe sind zwar sehr bequem und leicht, wenn es aber nass wird, verwandeln sie sich innerhalb kurzer Zeit in ein perfektes Schwimmbad. Und da schwimmen nicht so meine Sache ist, habe ich nach der Wanderung am letzen Wochenende beschlossen, noch ein zweites Paar Wanderschuhe zuzulegen. Nach ausgiebigen Tests (10 verschieden Paare) fiel die Wahl auf ein Paar Hanwag Alaska II GTX. Sehr bequem, dank Gorotex bestimmt wasserdicht und deutlich mehr Komfort als ein Bergschuh.
Für die Wanderung habe ich mir die Drei Schwestern in Lichtenstein ausgesucht. Auf dem Papier waren es 1500 Höhenmeter und etwa 7 Stunden Dauer. Mhhhmm, wie sich Papier doch täuschen kann …
Hier noch die etwas genauere Karte. Ein Teil der Strecke geht auch nach Österreich, einen Zoll hat es dort aber bestimmt nicht. 😉
Es gibt diverse Abkürzungen der Runde, ich wollte aber bis nach Stücka gehen. Dort kann man nämlich bei einer mehrtägigen Tour übernachten.
Die genauen Daten zur Wanderung habe ich erst danach ausgemessen. Ich war ursprünglich von 7h ausgegangen, schlussendlich waren es aber aber 10. Die Daten zur Strecke:
Strecke: 27.4 km
Aufwärts: 2400m
Abwärts: 2400m
Los ging es kurz vor 6 Uhr oberhalb von Schaan, da ja bekanntlich Morgenstund für manche Dinge gut sein soll. Abmarsch um 6 Uhr heisst übrigens 03:00 aufstehen in Zürich und 04:00 Abfahrt. Zum Glück war ich schon um 24:00 ins Bett gekommen. Die Kühe auf der ersten Alp waren auf jeden Fall hoch erfreut, dass sich so früh jemand um sie kümmern wollte. Muh, Muh, Muh überall, aber trotz mehrfacher Versuche konnte ich sie nicht davon überzeugen, sich fotogen hinzustellen.
Irgendwie stand immer eine Kuh schräg im Bild.
Schon von weitem waren die drei Schwestern sichtbar. Von dieser Stelle aus gesehen war aber irgendwie nicht klar, wie man da durchwandern sollte.
Je höher man kam, desto schöner wurde der Blick ins Rheintal.
Auf der Krete angekommen überschritt ich die Grenze nach Österreich, “Servus”!
Die drei Schwestern waren schon deutlich näher gerückt.
Jemand der fast so schnell wie ich unterwegs war. Das viele Fötälä drückte schon etwas aufs Tempo.
Immer näher kommen sie, und immer steiler wird es. Man beachte das Gipfelkreuz im Nebel das wir noch aus anderen Perspektiven sehen werden.
Die Wolkengrenze lag genau auf dieser Höhe. Immer wieder zogen kleinere oder grösser Schwaden vorbei. Die Landesgrenze zwischen Lichtenstein und Österreich verläuft genau auf der Krete.
Stimmungsbild vom ersten Verpflegungsstop.
Die Stimmung war sehr eindrücklich. Durch die rasch durchziehenden Wolkenfetzen veränderte sich der Anblick im Minutentakt.
Blick nach unten. Auf dem Weg war ich zuvor unterwegs. Die Kühe hatten sich in der Zwischenzeit vom Baum zu einem Hang aufgemacht. Rechts im Bild sieht man noch eine Hütte, die ich aber im Aufstieg ebenfalls rechts liegen liess.
Und weil es so schön ist, gleich nochmals:
Hiermit endet der einfache Teil der Wanderung. Unten am Weg war zwar auf einer Tafel von “Schwindelfreiheit und Trittsicherheit” die Rede. Es tönte aber mehr als die übliche Abwehr von Turnschuhwanderern. Der Weg wurde deutlich steiler und es gab vermehrt Seile zum Festhalten.
In der Zwischenzeit hatten mich auch zwei sportliche Wanderer überholt, die ohne Rucksack und Verpflegung eine kleine Joggingrunde drehten. Das kurze “Servus” entlarvte auch ihre Staatszugehörigkeit.
Ich war da deutlich weniger schnell unterwegs. Zu schön war die Aussicht und überall mussten Fotos gemacht werden. Seeehr wichtig ist hier der Grundsatz, dass man nicht durch den Fotoapparat schaut und gleichzeitig sich bewegt, sonst … genau … 😉
An manchen Stellen gab es Leitern, die den Aufstieg erleichtern.
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich zu Übungszwecken meinen Mammut-Rucksack mit sehr viel (sinnlosem) Fotoequipment vollgestopft hatte. Das Startgewicht (mit 2l Flüssigkeit) lag bei rund 18kg. Ich hatte aber auf der ganzen Wanderung überhaupt keine Problem damit, ganz im Gegensatz zu der Woche davor wo ich mit dem grösseren Jack-Wolfskin Rucksack und 21kg ziemlich am Anschlag (sprich an den Druckstellen) war. Zurück zur Wanderung. Hier ist das lange Couloir von unten
Und von oben:
Dieser Stein hat es noch nicht nach unten geschafft, noch nicht …
Nach einer weiteren Leiter
waren die drei Schwestern dann geschafft. Das Gipfelkreuz haben wir ja schon einmal von unten gesehen.
Impressionen vom Gipfel.
Die Wolken waren immer auf dieser Höhe und gaben der Landschaft eine spezielle Spannung.
Enziane gab es etwa 2 Millionen am Weg, hier 2 davon.
Die drei Schwestern von der anderen Seite betrachtet.
Weiss-Rot-Weiss, offensichtlich bin ich hier immer noch auf dem richtigen Weg.
Auf dem höchsten Punkt der Wanderung hat man einen phantastischen Ausblick auf das Rheintal. Ich habe mir während der Wanderung immer wieder die Frage gestellt, ob es ohne Wolken nicht noch besser/schöner gewesen wären. Die Antwort ist eigentlich klar. Es wäre zwar überall schön blauer Himmel gewesen, aber die Spannung und Dynamik, die die vorbeiziehenden Wolken erzeugt haben, war einfach einmalig.
Hier sieht man schon fast den Wendepunkt der Wanderung in Stücka. Wie schon angetönt könnte man von hier aus an einem zweiten Tag noch weiter nach Malbun wandern. Das tönt so verlockend, dass ich das sicher in nicht allzu langer Ferne nachholen werde.
Wie ich schon anfangs erwähnt habe, war eine Wanderung von rund sieben Stunden geplant. Sieben Stunden war ich nun schon unterwegs, ich war aber erst am Wendepunkt angelangt. Das heisst, ich musste nun auf dem Rückweg, der hauptsächlich bergab ging, zwei Gänge hochschalten, wollte ich doch bis spätestens 18:00 bei einer Grillparty sein. Das bedeutete aber auch Fotoapparat in der Rucksack und Stöcke raus und “full throttle” … deshalb sind das sind letzen Bilder von dieser Wanderung …
Noch einmal das Rheintal
Fazit: Meine beste Wanderung seit langer Zeit. Genialer Weg, geniale Stimmung und Aussicht. Man ist meist nur knapp über der Waldgrenze, dadurch ist die Flora noch viel intensiver im Vergleich zu 3000m. Und die Wanderschuhe? Die sind eine Wucht! Selbst nach 10h und 2400m rauf und runter habe ich ohne (Präventiv)-Pflaster oder sonst welche Hilfen keine Blasen oder Beschwerden.
Ist die Wanderung zu empfehlen? Absolut! Die drei Schwestern sind nicht so schwierig wie es auf den Fotos aussieht. Man wir auf jeden Fall für die Mühe belohnt! Und man braucht auch nicht absolut Schwindelfrei zu sein. Von unten sieht nämlich alles viel wilder aus als es in Wirklichkeit ist. Zumindest manchmal … 😉